Mittwoch, 7. Mai 2014
Das bin ich
Als ich mich zu diesem Studium entschlossen habe, konnte ich mich nicht wirklich über Langeweile beklagen... aber irgendetwas fehlte mir. Ich hatte das Gefühl, dass ich Futter für meinen Kopf brauchte. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und erstmal gegoogelt, was so möglich wäre. Kostengünstig sollte es sein und ausserdem wollte ich einen hochwertigen Abschluß mitnehmen, ein Studium war also schnell eine beschlossene Sache. Aber auch zeitlich sollte es passen, meinen Beruf aufzugeben kam schon allein aus finanziellen Gründen nicht in Frage und außerdem bin ich alleinerziehende Mutter eines mittlerweile neunjährigen Jungen. Das und die Empfehlungen einer Kollegin haben mich dann zur FernUniversität in Hagen geführt. Der Studiengang "Kulturwissenschaften" faszinierte mich sofort, Geschichte mochte ich in der Schule schon und Philosophie hörte sich einfach spannend an. Auch Literaturwissenschaften klang nicht schlecht. Jetzt musste ich die nächste Hürde überwinden (die im Nachhinein gar keine war): ich hatte keine Abitur. Ich war zwar bis zur 10. Klasse auf dem Gymnasium, habe dies dann aber geschmissen und eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. War damals mein Traumberuf und ich hatte ja so gar keine Lust mehr auf Schule...
Es gibt die Möglichkeiten, per Zugangsprüfung in den Studiengang einzusteigen, was eine Möglichkeit gewesen wäre. Aber dann entdeckte ich noch etwas viel besseres: dank meiner Ausbildung galt ich als "beruflich Qualifizierte" und mit einem guten Abschlußzeugnis konnte ich mich sofort als ordentliche Studentin einschreiben. Ich kann mich noch sehr gut an die Aufregung erinnern und wartete gespannt auf meine ersten Unterlagen :-)
Trotzdem war ich natürlich skeptisch: schaffe ich das wirklich, ohne das Vorwissen aus der Oberstufe? Und bekomme ich Kind, Job und Studium überhaupt unter einen Hut? Und dann ist da ja auch noch ein riesiges Haus mit noch größerem Garten in Ordnung zu halten... Ich wollte es aber wenigstens ausprobieren. Der Vertrag mit mir selbst war ganz einfach: schaffe ich die erste Prüfung, geht es weiter. Falls nicht, wird es unter "gescheitert" abgebucht. Mitte September 2011 hatte ich dann endlich meine ersten Studienbriefe in der Hand und habe natürlich sofort angefangen zu lesen. Im März sollte dann die erste Klausur geschrieben werden und ich habe mich oft wirklich gefragt, wie ich den ganzen Stoff bis dahin im Kopf haben sollte. Immerhin mußte ich ja auch das Lernen erstmal wieder lernen. Aber egel, ich wollte es wissen, saß dann auch brav in Bochum im Hörsaal und habe die vierstündige Klausur geschrieben. Hinterher fiel mir fast die Hand ab, aber ich war unsagbar stolz auf mich :-)
Noch hatte ich allerdings keine Ahnung, wie das Ergebnis ausgefallen war, darauf musste ich bis Mitte Mai warten. Aber dann endlich: online im Prüfungsamtsportal standen endlich die Noten der Klausur: 2,3! Bestanden!!! Juchu!!! Erstmal musste ich sämtliche mir wichtigen Leute anrufen, um es allen zu erzählen (egal, ob sie es hören wollten oder nicht) und dann wurde gefeiert. Die Aktion Studium sollte also weiter gehen :-)
Na ja, mittlerweile ist einige Zeit ins Land gegangen, ich habe noch eine Klausur und 2 Hausarbeiten geschrieben, alle gut bis sehr gut berstanden und freue mich immer noch wie ein Schneekönig auf jedes neue Modul. Es ist also gut möglich, auch ohne Abitur zu studieren, wenn man will und sich wirklich reinhängt. Allerdings ist für mich das Interesse an dem gewählten Fach absolut zwingend nötig, sonst hätte ich sicher schon alles wieder aufgegeben.
Aber zu den genauen Inhalten des Studiums geht es in anderen Themenbereichen weiter :-)